Flipcharts und Wandzeitungen gestalten

Erschienen 2022 in Pädagogik (ISSN 0933-422X), Ausgabe 1, Jahr 2022, Seite 14 – 17

Flipcharts und Wandzeitungen sind heutzutage in den meisten Schulen zu finden. Allerdings sind sie noch zu häufig wenig ansprechend und kaum lesbar gestaltet. Das lässt sich leicht ändern, wenn man einige elementare Gestaltungsregeln beachtet.

Flipcharts

Die Erfindung des Tafelschreibblocks Anfang des 19. Jahrhunderts, ursprünglich ein Marketinginstrument, wird dem Amerikaner John Henry Patterson zugeschrieben. Heutzutage wird das Flipchart vorwiegend im Bildungssektor eingesetzt und so weiterentwickelt, dass es auch als mobiles Whiteboard genutzt werden kann.

Das Flipchart besteht aus einer großen Platte, die auf einen höhenverstellbaren dreibeinigen Ständer oder einen mit Rollen versehenen Standfuß aufgeschraubt ist. Oben befindet sich eine Aufhänge- und Klemmvorrichtung für einen Papierblock im Format 100 x 70 cm. Ergänzend dazu sind links und rechts meist noch Auszüge vorhanden, so dass bis zu drei Flipchartbilder nebeneinander präsentiert werden können. Unten ist das Flipchart mit einer Stiftablage ausgestattet.

Die Visualisierung am Flipchart dient der bildhaften Veranschaulichung eines schwierigen Sachverhalts. Dabei geht es weder um eine aufwendige, künstlerische Gestaltung noch um Vollständigkeit. Angestrebt wird vielmehr das zugespitzte, unterstützende und bildhafte Sichtbarmachen von zeitgleich ausführlich vorgetragenen oder diskutierten Inhalten.
Diese Visualisierung ermöglicht ein besseres Verständnis, weil die wesentlichen Aussagen schneller und einfacher erfasst werden können. Außerdem fällt es den Schüler*innen dadurch gewöhnlich leichter, auf das Gesagte Bezug zu nehmen.

Komplexe Sachverhalte anschaulich darstellen

Ungeachtet der weit verbreiteten Beamer und der zunehmend verfügbaren interaktiven Whiteboards gehört ein Flipchart unverändert zur unverzichtbaren Grundausstattung in Bildungseinrichtungen und Büros. Das liegt nicht zuletzt an seiner einfachen Handhabung. So wecken am Flipchart erstellte Visualisierungen Aufmerksamkeit, ermöglichen eine schnelle Orientierung und helfen bei der Strukturierung sämtlicher Informationen, die für ein Thema von Bedeutung sind.

Der Einsatz im Schulalltag wird allerdings dadurch eingeschränkt, dass sich das Flipchart eher für kleinere Gruppen bis maximal 20 Schüler*innen eignet. Nachteilig ist zudem, dass bei der Nutzung des Flipcharts der Blickkontakt zwischen Lehrer*in und Schüler*innen immer wieder unterbrochen ist. Das sollte insbesondere bei simultanen Visualisierungen berücksichtigt werden.

Auch für Schüler*innen ist das Flipchart grundsätzlich gut nutzbar. Nach einer kurzen Einführung in die Visualisierungstechnik können sie ihre ersten Flipchartbilder beispielsweise für ein Referat zunächst in Ruhe zuhause vorbereiten. Für den sicheren Transport der großformatigen Papierbögen gibt es ausziehbare Köcher aus robustem Kunststoff, die mit einem Trageriemen versehen sind. Die Flipchartblöcke selbst sind oben mit großen Löchern versehen. Dadurch lassen sie sich zum Beispiel unkompliziert mit Hilfe von zwei einzelnen Türgarderobenhaken an einer Zimmertür aufhängen und dort „auf Augenhöhe“ bearbeiten.

Das Visualisieren am Flipchart kann z.B. während einer Projektwoche ausprobiert werden, wenn klassenübergreifend in Kleingruppen zu einem bestimmten Projektthema gearbeitet wird. Dort kann in einem Begrüßungsbild ein positives „Herzlich willkommen!“ problemlos mit den wichtigsten Informationen kombiniert werden. Das sind neben dem Projektthema, dem Veranstaltungsort auch die Namen der projektverantwortlichen Lehrer*innen. Das erleichtert den Schüler*innen die Orientierung und wirkt Unsicherheiten von Vornherein entgegen. Daneben kann es sinnvoll sein, nicht nur die Anfangs- und die Schlusszeit, sondern auch die Pausenzeiten aufzulisten. Das verhindert in der Regel Störungen durch Schüler*innen, die die Toilette aufsuchen möchten.

Weitere konkrete Anlässe für eine Visualisierung am Flipchart können die Erläuterung eines Ablaufplans, die Entwicklung einer Problemlösungsstrategie oder die Aufgabenverteilung zu Beginn einer Kleingruppenphase sein.

Wenn kein vorbereitetes Flipchartbild präsentiert, sondern simultan visualisiert wird, sollte beim Schreiben bzw. Zeichnen nicht weitergeredet, sondern eine Pause eingelegt werden. Rechtshänder*innen stellen sich dann anschließend rechts seitlich neben das Flipchart, wenden sich den (Mit-) Schüler*innen wieder zu und erläutern das Geschriebene. Linkshänder*innen treten entsprechend nach links zur Seite.

Zunächst werden die Inhalte für die geplante Visualisierung festgelegt. Hier ist eine Beschränkung auf das Wesentliche notwendig, da bei der Präsentation am Flipchart weder viele Einzelheiten noch eine vollständige Darstellung möglich sind.

Das Entscheidende dabei ist das Vereinfachen, denn ein komplizierter Sachverhalt muss auf einige zentrale Aussagen reduziert werden. Dabei können folgende Leitfragen nützlich sein:

  1. Welche Informationen sind neu?
  2. Welche Informationen haben einen nachhaltigen Nutzen?
  3. Welche Informationen sind für das Verständnis der nachfolgenden Inhalte unerlässlich?

Am Anfang der konkreten Umsetzung steht dann die Gestaltungsidee. Im Optimalfall hat man bereits eine Vorstellung davon, welches Hintergrundbild geeignet oder welche Blatteinteilung sinnvoll ist. Anschließend fügt man Textcontainer oder gleich den entsprechenden Text ein. Steht dieses Grundgerüst, geht es im letzten Schritt nur noch darum, das Flipchartbild mit Grafiken, Schatten und Farben weiter auszuarbeiten.

Beim Schreiben am Flipchart sind mehrere Aspekte zu beachten. Die Flipchart-Marker gibt es entweder mit einer Rund- oder Keilspitze. Bei Letzteren wirkt das Schriftbild flüssiger, wenn man nicht nur mit der oberen Stiftspitze schreibt, sondern den Stift mit der Kante vollständig aufsetzt. Am besten lesbar ist eine normale Groß- und Kleinschreibung in Druckbuchstaben, wobei die Ober- und Unterlängen weniger schwungvoll und vergleichsweise kurz sein sollten. Auch sollten die Buchstaben innerhalb eines Wortes eng zusammen geschrieben werden, während man zwischen den einzelnen Wörtern besser einen deutlichen Abstand lässt. Wichtig ist auch, dass man groß genug schreibt, d.h. die einzelnen Buchstaben sollten ungefähr eine Höhe zwischen drei und fünf Zentimetern haben.

Um eine Überschrift am Flipchart hervorzuheben, zieht man üblicherweise einen Rahmen oder zeichnet beispielsweise eine Wolke darum. Der nachfolgende Inhalt wird dann stichpunktartig gegliedert, wofür man die üblichen Aufzählungszeichen benutzen kann. Möchte man einzelne Wörter hervorheben, gelingt dies durch Unterstreichen oder einen Wechsel der Schriftfarbe. Um Inhalte gezielt zu bewerten, eignen sich sogenannte Wertungssymbole (Daumen hoch, Daumen runter, Pluszeichen, Minuszeichen, Sonne, Wolke, Blitz). Flächen werden mit Soft- oder Ölpastellkreiden farbig gestaltet. Ölpastellkreiden sind abriebfester, während Softpastellkreiden zusätzlich mit einem Sprühlack fixiert werden sollten.

Der Materialaufwand ist beim Flipchart höher als bei der Wandtafel oder dem Whiteboard, so dass die Papierbögen möglichst effektiv genutzt werden sollten. Da die meisten handelsüblichen Flipchartmarker nicht durchdrücken, ist die Beschreibung auf Vorder- und Rückseite grundsätzlich möglich. Daneben gibt es nützliches Zubehör wie Papierbögen mit bereits aufgedruckten Motiven oder elektrostatisch haftende Folien, selbstklebende Motiv-Sticker und wiederbeschreibbare Magnetstreifen, die über einer handschriftlichen Visualisierung angebracht und auch wieder abgelöst werden können. Die Wiederverwendung ein und desselben Hintergrundbildes kombiniert mit dem Einsatz von Moderationskarten kann ebenfalls sinnvoll sein.

Wandzeitungen

Heutzutage ist eine Wandzeitung eine immer noch gern genutzte Möglichkeit, mit der die Arbeitsergebnisse von einzelnen Schüler*innen, aber auch Kleingruppen präsentiert werden können. Das ist insbesondere dann sinnvoll, wenn jeweils unterschiedliche Aspekte eines Themas bearbeitet wurden und die Ergebnisse anschließend der gesamten Klasse zugänglich gemacht werden sollen.

Darüber hinaus kann eine Wandzeitung auch als umfangreiche Sammlung von Fotos, Zeichnungen, Diagrammen, Zeitungsausschnitten und selbst geschriebenen Artikeln angelegt werden. Dann stellt sie eine meist längerfristig zugängliche Informationsquelle zu einem Themenkomplex dar. Bei der Erarbeitung wird eine kritische Auseinandersetzung mit den Inhalten angestrebt, die sowohl unterschiedliche Blickwinkel zulässt als auch eine Beurteilung der verwendeten Quellen umfasst. Das Ziel, die Mitschüler*innen umfassend zu informieren, wird besonders anschaulich erreicht, wenn der übliche Aufbau einer Zeitung berücksichtigt wird. Mit Hilfe einer sorgfältigen Struktur aus Titelblatt, Inhaltsverzeichnis, Überschriften über Artikeln, Autorenangaben usw. wird Übersichtlichkeit hergestellt.

Schließlich kann eine Wandzeitung auch wie ein schwarzes Brett genutzt werden, über das aktuelle Mitteilungen, Veranstaltungshinweise, Presseveröffentlichungen, Unterrichtspläne sowie Angebote und Gesuche ausgetauscht werden.

Die gemeinsame Erstellung einer als Informationsquelle zu einem Thema angelegten Wandzeitung fördert die Teamfähigkeit. Denn obwohl die Einzelleistung der Schüler*innen sichtbar bleibt, entsteht doch ein gemeinsames Ganzes. Auch das Wissen, dass jeder einzelne Beitrag ein wichtiger Baustein ist, spornt an, weil damit alle für ein gutes Gesamtergebnis verantwortlich sind. Motivierend wirkt auch, dass die Schüler*innen mit der Erarbeitung einer Wandzeitung ein klares Ziel vor Augen haben. Bei der Aufgabenverteilung können zudem die kreativen Talente (Zeichnen, Fotografieren, Schreiben) und technischen Fertigkeiten der Schüler*innen berücksichtigt werden, zum Beispiel im Hinblick auf die Gestaltungsmöglichkeiten am PC. Das kann dabei helfen, Außenseiter*innen einzubinden und wirkt leistungssteigernd.

Im Unterschied zum Flipchart sind bei einer Wandzeitung viel mehr Details möglich. Ein komplexer Sachverhalt kann umfassend unter Berücksichtigung aller wichtigen Aspekte dargestellt werden. Für die Betrachter*innen ist das Erfassen des Gesamtzusammenhangs leichter, weil die Wandzeitung immer als Ganzes im Blick ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass nicht nur vielfältige, sondern auch veränderbare Visualisierungen möglich sind. Die einzelnen Elemente können dafür immer wieder neu zusammengesetzt und auch erweitert werden.

Inhalte und Materialien strukturiert aufbereiten

Die konkrete Gestaltung einer Wandzeitung beginnt mit der Festlegung des Themas. Danach müssen die Inhalte, die gezeigt werden sollen, ausgewählt werden. Dabei hilft es, wenn man sich Gedanken darüber macht, was und wer mit der Wandzeitung erreicht werden soll. Bei einer Wandzeitung sind Übersichtlichkeit, eine gute Struktur und Orientierungsmöglichkeiten wichtig für eine optimale Lesbarkeit. Darüber hinaus ist es entscheidend, das gewählte Thema möglichst aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und entsprechend mehrere Möglichkeiten zu schaffen, wie sich die späteren Betrachter*innen dem Thema annähern können.

Eine Wandzeitung kann auf einem Flipchart-Papierbogen, auf großformatigem Packpapier oder einem längeren Stück einer Tapetenrolle präsentiert werden. Aufstellbare oder fest an einer Wand montierte Pinn- oder Magnetwände bieten noch einmal deutlich mehr Flexibilität bezüglich der Handhabung. Neben einer geeigneten Präsentationsfläche werden Scheren, Cutter, Klebeband, Flüssigkleber sowie Filz-, Wachsmal- oder Buntstifte benötigt.

Die konkrete Umsetzung beginnt dann mit der Gestaltung des Hintergrunds. Dieser kann ordnend durch eine tabellarische Struktur, aber auch mit einem Motiv wie einem Baum oder einer Mauer angelegt werden. Die einzelnen Seiten der Wandzeitung können beispielsweise durch die Verwendung von farbigem Tonpapier oder Zeichenkarton voneinander abgehoben werden. Eine einheitliche Grundstruktur aller Seiten und die Verwendung prägnanter Überschriften ist empfehlenswert. Mit Fotos, farbigen Markierungen, Wertungssymbolen oder auch Pfeilen können die Seiten individuell und interessant ausgestaltet werden.


Linktipp: Mikro-Didaktik (Seminarplanung) – Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Bildungsveranstaltungen (Erwachsenenbildung)