Etliche Hashimoto-Thyreoiditis-Erkrankte sind trotz Schilddrüsenhormontherapie nicht beschwerdefrei, weshalb sich das Augenmerk auf die momentan verfügbaren unterstützenden Behandlungskonzepte richtet. Um die anhaltenden Einschränkungen der Lebensqualität zu verbessern, lohnt es sich neben einer Ernährungsumstellung, auch die Pflanzenheilkunde und eine Nährstofftherapie in Betracht zu ziehen.
Ernährungsumstellung
Jod
Unter SchulmedizinerInnen herrscht weitgehende Übereinstimmung darüber, dass das Spurenelement Jod (bei entsprechender genetischer Veranlagung) zum Ausbruch einer Hashimoto-Thyreoiditis beiträgt und auch, dass Jod den Zerstörungsprozess der Schilddrüse bei bereits bestehender autoimmuner Schilddrüsenerkrankung beschleunigt. Umstritten ist hingegen bei welcher, über einen längeren Zeitraum, täglich aufgenommenen Menge Jod es zu diesen ungünstigen Effekten kommt. Während einige ExpertInnen den Grenzwert bei circa 200 µg Jodaufnahme täglich sehen, halten andere täglich aufgenommene Mengen von bis zu 500 µg Jod noch für unbedenklich. Diese voneinander abweichenden Einschätzungen der SchilddrüsenspezialistInnen sind u. a. auf die bislang wenig erforschten Zusammenhänge zwischen Jodzufuhr und Schilddrüsenautoimmunerkrankungen zurückzuführen. Eine jodbewusste Ernährung kann aber bereits jetzt empfohlen werden. Insbesondere auf stark jodhaltige Lebensmittel wie Algen, Sushi usw. und auch auf einen übermäßigen Verzehr von Milchprodukten sollte verzichtet werden.
Gluten
Seit einigen Jahren wird zudem über den möglichen Zusammenhang von Hashimoto-Thyreoiditis und Glutenunverträglichkeit diskutiert. Einige ÄrztInnen sehen Gluten, genauer gesagt Gliadin (Gluten besteht aus Glutenin und Gliadin) als eine der wesentlichen Ursachen für die Hashimoto-Thyreoiditis an. Hintergrund ist die Annahme eines ständigen Kampfes des Immunsystems gegen Gluten, welcher letztendlich zu unberechenbaren Immunreaktionen führt. Aufgrund der ähnlichen Molekularstruktur von Gluten und der Schilddrüse soll es zu Verwechslungen kommen, so dass das Immunsystem irgendwann nicht mehr nur das Gluten, sondern auch die eigene Schilddrüse angreift. Inwieweit sich eine glutenfreie Ernährung bei bereits bestehender Hashimoto-Thyreoiditis tatsächlich positiv auf das individuelle Befinden auswirkt, lässt sich nicht vorhersagen. Das muss jede/r Betroffener für sich selbst ausprobieren.
Soja
Im Fokus stehen auch die in der Sojabohne enthaltenen Soja-Isoflavone. Diese können – insbesondere wenn sie beispielsweise bei einer vegetarischen oder veganen Ernährungsweise in sehr hohen Mengen aufgenommen werden – ebenfalls einen Einfluss auf die Schilddrüsengesundheit haben. Soja kann dann sowohl zu einer Schilddrüsenvergrößerung führen als auch eine Schilddrüsenunterfunktion auslösen. Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen die in den Wechseljahren ein Isoflavon-Präparat einnehmen müssen zudem darauf achten, dass dieses die Aufnahme synthetischer Schilddrüsenhormone behindert und dessen Dosis entsprechend anpassen.
Linktipp: E-Paper-Reihe Schilddrüsenguide „Schilddrüse und Soja“
Pflanzenheilkunde
Es gibt eine ganze Reihe von Heilpflanzen, die bei der Hashimoto-Thyreoiditis zur Linderung der Beschwerden angewendet werden können.
Bei anhaltenden Erschöpfungszuständen können sogenannte Adaptogene wie Rosenwurz (Rhodiola rosea), Ginseng (Panax Ginseng) oder Spaltkölbchen (Schisandra chinensis) Verbesserungen bringen. Hilfreich bei Nervosität sind insbesondere Heilpflanzen, die beruhigend wirken und zugleich reich an entzündungshemmenden Flavonoiden sind (Hopfen, Passionsblume und Weißdorn).
Kommt es als Folge der Schilddrüsenunterfunktion zu einem ausgeprägten Kältegefühl bieten durchwärmende Heilpflanzen, beispielsweise ein Zimt– oder ein Ingwer-Tee, schnelle Abhilfe. Bei Wassereinlagerungen sollte immer auch an Heilpflanzen mit ausschwemmender und entgiftender Wirkung wie Birke, Brennessel und Löwenzahn gedacht werden. Zyklusstörungen können mit Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) und Wild Yams (Dioscorea villosa) erfolgreich behandelt werden.
Für die Selbstbehandlung von Muskel- und Gelenkschmerzen sind auch ein Wannenbad dem ein Rosmarin-Badesalz zugesetzt wurde und/oder die Massage mit Johanniskraut-Öl sehr wirksam.
Nährstofftherapie
Aminosäure L-Tyrosin
Das Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4) wird aus dem Spurenelement Jod und der Aminosäure L-Tyrosin gebildet. Ein Mangel an dieser Aminosäure kann demzufolge ebenso wie ein Jodmangel zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen. Einige Hashimoto-Thyreoiditis-Betroffene mit grenzwertigen Schilddrüsenlaborwerten (gering ausgeprägte Schilddrüsenunterfunktion = latente Hypothyreose) versuchen deshalb die Schilddrüsenhormonproduktion zu verbessern, indem sie die Aminosäure L-Tyrosin einnehmen und zusätzlich auf ausreichend Jod in ihrer Ernährung achten. Die Aminosäure L-Tyrosin ist u.a. wichtig für die körpereigene Produktion des Schilddrüsenhormons Thyroxin, des Glückshormons Dopamin und des Stresshormons Adrenalin. Die Einnahme wirkt sich bei einigen Hashimoto-Thyreoiditis-PatientInnen positiv auf die Leistungsfähigkeit aus. Durch wissenschaftliche Studien konnte dieser Effekt allerdings bislang nicht bestätigt werden.
Spurenelement Selen
Inzwischen hat eine ganze Reihe von Studien ergeben, dass die kurmäßige Gabe des Spurenelements Selen (100 – 300 µg täglich) die für die Hashimoto-Thyreoiditis typischen Antikörper senken, den entzündlichen Zerstörungsprozess verlangsamen und zu einer Besserung des Wohlbefindens beitragen kann. Im Hinblick darauf gibt es zwei Autoantikörper die wichtig sind. Das sind die Thyreo-Peroxidase-Antikörper (TPO-AK) und die Thyreoglobulin-Antikörper (TG-AK). Die TPO-AK schädigen die Schilddrüse indem sie die Thyreo-Peroxidase angreifen. Das ist ein entscheidendes Enzym welches an der Bildung der Schilddrüsenhormone beteiligt ist. Die (TG-AK) zielen im Unterschied dazu auf das Thyreoglobulin. Dabei handelt es sich um ein an der Produktion und Speicherung der Schilddrüsenhormone beteiligtes Protein. Selen verbessert außerdem die Wirkung der Schilddrüsenhormone. Von den beiden Schilddrüsenhormonen Tetrajodthyronin (T4) und Trijodthyronin (T3) ist das letztere aufgrund seiner Wirksamkeit im Stoffwechsel von besonderer Bedeutung. Es wird allerdings nur zu einem kleinen Teil in der Schilddrüse selbst hergestellt. Der größere Teil des T3 entsteht durch Abspaltung eines Jod-Atoms aus T4. Für diese Umwandlung des Schilddrüsenhormons T4 (eine Art Speicherform) in das stoffwechselaktive Schilddrüsenhormon T3 ist ein spezielles Enzym, die sogenannte Jodthyronin-Dejodase, zuständig. Und dieses Enzym ist davon abhängig, ob genug von dem Spurenelement Selen vorhanden ist.
Vitamin D
Schon länger bekannt ist, dass eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) mit niedrigen Vitamin D-Spiegeln einhergeht. Der mögliche Zusammenhang zwischen einem Vitamin D-Mangel und dem Krankheitsverlauf einer Hashimoto-Thyreoiditis ist hingegen unverändert Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion. Es ist (noch) nicht ganz klar, ob der Vitamin-D-Mangel eine Ursache oder eine Folge der Hashimoto-Thyreoiditis bzw. der daraus resultierenden Schilddrüsenunterfunktion ist. Für die Betroffenen ist diese Unklarheit zunächst gar nicht so bedeutsam. Es gilt vielmehr einen möglichen Vitamin D-Mangel abzuklären und medikamentös zeitnah auszugleichen. Dadurch können trotz Schilddrüsenhormontherapie anhaltende Beschwerden oft wirksam gelindert werden. Es scheint zudem aber auch direkte Wechselwirkungen zwischen der Schilddrüsenfunktion und dem Vitamin D-Haushalt zu geben. Ein hoher TSH-Wert geht auffällig oft mit einem niedrigen Vitamin-D-Wert einher und umgekehrt gibt es entsprechend auch einen Zusammenhang zwischen einem hohen Vitamin D-Wert und einem niedrigen TSH-Wert.